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Dänemark und Schleswig-Holstein

»Sorø«

Unser erster Stopp ist im dänischen Städtchen »Sorø« in der Region »Sjælland«. Der Campingplatz ist an einem See gelegen und sehr gepflegt. Direkt neben uns ist der gutgefüllte Spielplatz der Anlage und die Kleinen toben sich richtig aus. Wir wollen erst einmal ankommen und lassen es ruhig angehen. Eine Runde zu Fuß um den See und tags darauf eine kleine Radtour in der Umgegend. Auf dem Stadtplatz gibt es sogar Live-Musik. Ein dänischer Liedermacher, dessen Name uns nichts sagt. Die Einheimischen singen allerdings fleißig mit, was von einer gewissen Popularität zeugt.

»Odense«

Es geht weiter auf die mittlere Ostseeinsel »Fyn« (deutsch: Fünen), der grüne Garten des Königreichs und ein eigener kleiner Kontinent mit mehr als 1100km Küste. Unser erstes Ziel ist die Inselhauptstadt »Odense«, die Geburtsstadt von »Hans Christian Andersen«, der hier aufwuchs und später mit seinen Fabeln und Märchen weltberühmt wurde. Vor 300 Jahren war Odense ein bedeutendes Handelszentrum und der Stadtkern erscheint auch heute noch immer so verwinkelt, überschaubar und historisch herausgeputzt wie damals. Es ist ein heiterer Tag, die Menschen schlendern gemütlich durch die Gassen mit den bunten Häuserfassaden, kaufen sich ein Eis oder sitzen entspannt mit einem Drink in einem Biergarten. Wir besuchen den Dom zu Odense, die »Sankt Knuds Kirke« mit ihrem prachtvollen holzgeschnitzten Hochaltar. Das Gotteshaus aus dem 11. Jahrhundert beherbergt auch die sterblichen Überreste des dänischen Königs »Knud«, der gewaltsam zu Tode kam und im 12. Jahrhundert heiliggesprochen wurde. Heute ist es allerdings eine protestantische Kirche und eine überschwängliche Heiligenverehrung sucht man dort vergebens. Ein weiteres Ziel ist das Museum »Møntergården«, eine kulturelle Oase mit beeindruckenden Innenhöfen und Gebäuden aus dem 16. Jahrhundert. Die Ausstellung »Fünen- Zentrum des Universums« interpretiert die Vergangenheit und Geschichte der Region aus der eigenen Perspektive. Eine bunte Sammlung von Gegenständen, kurzen Erklärungen und vielen multimedialen Effekten. Alles sehr kurzweilig und ansprechend aufbereitet. Prima!

»Hans Christian Andersen Hus«

Wer kennt nicht das ein- oder andere Märchen von »Hans Christian (H.C.) Andersen (1805-1875)«: das hässliche Entlein, des Kaisers neue Kleider, die kleine Meerjungfrau, die Prinzessin auf der Erbse, die Schneekönigin usw. Bei so einem künstlerischen Gesamtwerk verwundert es nicht, dass dem großen Literaten des 19. Jahrhunderts ein eigenes Museum gebaut wurde: das »Hans Christian Andersen Hus«. Wir reservieren bereits online die Tickets und erscheinen pünktlich am Schalter. Noch ein Audio-Guide in Englisch - in Deutsch gibt es leider keinen - und los geht es. Wir wandern entlang eines verschlungenen Weges von Raum zu Raum, bestaunen die Original-Objekte des Künstlers in den Vitrinen und lauschen den teils mehrstimmigen Erzählungen und Klangarrangements. Das Konzept des Museumsbaus soll Fantasie, Neugier und Verwunderung anregen. Zudem soll man sich seinen eigenen Weg durch die Ausstellung suchen und eine eigene Meinung bilden. Das gelingt nur zum Teil. Die Infotexte sind, wie gesagt, in Englisch und wir verstehen nicht immer alles. Zudem ist manches ironisch, überspitzt oder zweideutig. Einen klaren roten Faden durch die Ausstellung finden wir nicht. Dazu kommt, dass das Audio-Signal nicht immer richtig funktioniert. Mal startet der Beitrag an der markierten Stelle nicht – mal reißt das Signal ab und es herrscht Stille. Dazu noch die vielen Besucher/innen, die sich auch alle mehr oder weniger sicher/unsicher durch den Parcours schlängeln. Die ganze Multimedia Aufmachung ist gut gemeint, für uns aber unterm Strich eher anstrengend als anregend. Trotzdem bekommen wir einen Einblick in Leben und Schaffen des Ausnahmekünstlers. Hut ab!

»Ribe«

Das Städtchen »Ribe« hat nur etwas mehr als 8000 Einwohner/innen, ist jedoch die älteste Stadt Dänemarks. Vom Mittelalter bis in die frühe Neuzeit war dort wichtigste dänische Hafen an der Nordsee. Heute hat die Stadt ihre einstige Bedeutung verloren, bietet aber immer noch eine Menge Sehenswürdigkeiten aus ihrer Glanzzeit. Wir besuchen die »Dom zu Ribe« und schlendern ein wenig durch die malerischen Straßen und Gassen. Alles ist herausgeputzt und man spürt überall die typisch dänische Gelassenheit. Für diese gibt es sogar ein eigenes Wort: »Hygge«! Es ist brütend heiß, doch wir finden ein schattiges Plätzchen in einem Biergarten direkt vor dem Dom. Diesmal gibt es ein alkoholfreies Bier, denn das kostet nur 6,50€ und fahren muss ich (Martin) auch noch. Prost!

Nationalpark »Vadehavet«

In Dänemark gibt es erfreulicherweise viele gut beschilderte Radwege. Es geht meist sanft hügelig über Wiesen, Felder und am Strand entlang. Hier kann man herrlich die Seele baumeln lassen, ungezwungen plaudern und sieht noch dazu viel vom Land. Sehr empfehlenswert! An einem besonders heißen Tag entschließen wir uns zu einem Besuch des Nationalparks »Vadehavet« mit dem dazugehörigen Watt-Museum. Es ist eigentlich ein klassischer Badetag, doch einen Badesee oder ein Freibad sucht man in der ganzen Gegend vergeblich. Auch die Nordsee bietet keine Abkühlung, denn tagsüber ist Ebbe. Egal. Der Weg führt vom Campingplatz ca. 35km vorbei an Christbaumplantagen und dann durch ein einzigartiges Naturgebiet, das 2010 zum Nationalpark und UNESCO Weltkulturerbe ernannt wurde. Nach etlichen Kilometern über Land erreichen wir den Deich. Ein herrliches Bild: überall grasende Schafe, Salzwiesen und blühende Gräser. Auf der anderen Seite das einzigartige Wattenmeer mit dem großen biologischen Reichtum. Diese Gezeitenzone an der Nordsee erstreckt sich über 500km von den Niederlanden bis nach Dänemark. Unser Ziel an diesem Tag ist das »Wattenmeer-Museum«.  Es ist zum Glück klimatisiert daher und bestens geeignet, unsere hochroten Köpfe herunter zu kühlen. In den nächsten Stunden wird unser Halbwissen über das Wattenmeer beträchtlich erweitert. Die Entstehung der Gezeiten, Spring- und Sturmfluten, Anatomie und Flughöhe der Zugvögel, Robben, Krabben, Wattwürmer und noch viel mehr. Am Anschluss machen wir uns noch gleich ein eigenes Bild vom nahegelegenen Watt. FlipFlop sei Dank! Beim Rückweg ist es bereits wieder ein wenig kühler und diesmal gibt es zur Belohnung ein echtes Bier aus unserem Estland Vorrat.

Zurück in Deutschland: »Flensburg«

Es geht zurück nach Deutschland in den äußersten Norden. Am Grenzübergang staut es sich auf der Gegenfahrbahn. Warum das so ist, erfahren wir später. Wir erreichen »Flensburg«. Das kennt vom Namen her fast jede/r. Na, wie viele Punkte hast Du in der Strafsünderkartei?

Es erwartet uns eine wunderschöne alte Stadt mit geschäftigem Treiben in der Fußgängerzone und einem malerischen Hafen. Und vergleichsweise so billig! Schnell lüftet sich das Geheimnis vom Grenzstau. Die Stadt ist ein TOP-Einkaufsziel für Däninnen und Dänen. In den Shoppingmalls, Restaurants, Bars und Cafés hört man überall die Sprache des Nachbarlandes. Kein Wunder, dass es sich auf dem Heimweg ein wenig staut. Hier bekommen wir endlich auch unser langersehntes Fischbrötchen. Matjes-Filet - Mhm! Zudem kaufen wir verschiedene Produkte in den uns vertrauten Läden, denn einiges ist inzwischen ausgegangen. Nach so vielen verschiedenen Sprachen tut es einfach gut, wenn man sich wieder problemlos verständigen kann.

Zu Gast bei »Arem und Gunnar«

 

In Estland haben wir zu Mittsommer ein Pärchen aus Schleswig-Holstein kennen gelernt: »Arem« und »Gunnar« mit Töchterchen »Aurelia«. Wir hatten Adressen getauscht und sie haben uns angeboten, bei Ihnen zu übernachten, falls wir dort vorbeikämen. Genau das tun wir nun. Wir werden sehr herzlich empfangen, stellen unseren VW-Bus auf dem Privatgelände ab und verbringen einen wunderbaren gemeinsamen Abend. Arem stammt ursprünglich aus Kambodscha und kocht für uns ein zauberhaftes Menü mit frischen Frühlingsrollen, Rindfleisch und mehreren exotischen Dips. Es gibt beiderseits viel zu erzählen und wir tauschen uns angeregt über viele verschiedene Dinge aus. Am nächsten Tag bekommen wir noch ein ausgiebiges Frühstück und ziehen dann zufrieden weiter. Vielen Dank Arem und Gunnar!!!

»Lübeck«

Unser nächster Halt ist die Hansestadt »Lübeck«. Der Stadtcampingplatz ist richtig voll, doch da wir zeitig dran sind, ergattern wir noch einen letzten freien Platz. Es ist der erste deutsche Campingplatz auf unserer einjährigen Reise durch Europa und schon müssen wir uns ärgern. Alles ist peinlich genau geregelt und für die Liste mit den Verboten bräuchte man eine halbe Stunde Lesezeit. Ahhhh!!!! Locker ist anders. Typisch deutsch halt. Der Ärger ist nur von kurzer Dauer, denn der mittelalterliche Stadtkern Lübecks, seit 1987 UNESCO Weltkulturerbe, ist absolut faszinierend und zudem gut mit dem Fahrrad von unserem Stellplatz aus erreichbar. Hier ist die historische Struktur aus der Gründerzeit noch sehr gut erhalten und imposante Bauwerke wie das Rathaus, das Holstentor, der Dom oder die Salzspeicher geben davon Zeugnis. Wir folgen einem vorgeschlagenen Rundgang durch die Stadt und lassen alles auf uns wirken. Da und dort besuchen wir eine der vielen Kirchen, verweilen ein wenig, finden ein gemütliches Café mit hausgemachtem Kuchen und kaufen das berühmte »Lübecker Marzipan«. Zwei große Persönlichkeiten der jüngeren Geschichte sind ebenfalls eng mit der Stadt verbunden. Der Bildhauer, Maler und Literatur Nobelpreisträger »Günter Grass«, bekannt durch »die Blechtrommel«, verbrachte seine letzten Jahre hier und der ehemalige Bundeskanzler »Willy Brandt« wurde hier im Arbeitermilieu geboren. Jedem der beiden Männer ist ein eigenes Haus mit einer beeindruckenden Ausstellung über ihr künstlerisches bzw. politisches Wirken gewidmet. Die Häuser grenzen direkt aneinander, denn die beiden verband eine bemerkenswerte Freundschaft. Für uns wird es eine sehr interessante Zeitreise in das 19. Jahrhundert. Zwei äußerst beeindruckende Biografien, die von der Nazidiktatur maßgeblich geprägt wurden. Absolut empfehlenswert! Wir haben wirklich viele Städte bereist, doch Lübeck steht ganz oben auf der Empfehlungsliste. Unbedingt besuchen!

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