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Mittelschweden

Mit der »BALTIC QUEEN« nach Schweden

Unsere letzte Station in Estland war die Hauptstadt »Tallinn«. Von dort soll uns eine Fähre mit dem herrschaftlichen Namen »BALTIC QUEEN« nach Stockholm (Schweden) befördern. Wer unsere Blogs verfolgt weiß, dass die letzte Fährfahrt mit der GRIMALDI LINE von Griechenland nach Italien eine ziemliche Katastrophe war. Deshalb sind unsere Erwartungen sehr gering. Es reicht, wenn wir pünktlich und unbeschadet ankommen. Es kommt ganz anders. Unsere aktuelle Fähre ist ein Kreuzfahrtschiff mit allem erdenklichen Komfort. Wir haben eine eigene Kabine, denn die Fahrt startet am Abend und dauert insgesamt 17 Stunden. Auf dem Schiff gibt es verschiedene Bars, Restaurants, mehrere Shops und einige Bühnen. Viele Passagiere sind richtig herausgeputzt. Die Männer mit Hemd und Krawatte; die Damen in leichten, farbenfrohen Sommerkleidern. Wir dagegen sind ein wenig »underdressed«. Egal. Wir genießen abends die Livemusik und die Tanzshow-Einlagen mit einem Bier. Die Gäste, meist Schweden und Esten, schwingen vergnügt das Tanzbein und feiern in die Nacht. Später erfahren wir, dass viele Touristen diese Fährfahrt genau zu diesem Zweck buchen. Auf der Fähre feiern und es sich gut gehen lassen, am nächsten Tag die Zielstadt besichtigen und dann wieder zurück. Wie auch immer, für uns ist es herrlich entspannt und wir kommen wohlbehalten und ausgeruht in Stockholm an. Wir sind sogar das erste Auto, das die Fähre verlässt und schwedischen Boden »betritt«…

Unsere ersten Eindrücke

Was fällt Dir spontan ein, wenn Du an Schweden denkst? Nimm Dir kurz Zeit! Genau diese kleine Übung haben wir gemacht. Ohne lange nachzudenken kam in etwa folgendes heraus: IKEA, ASTRID LINDGREN, PIPPI, BJÖRN BORG, ABBA, KOMMISSAR WALLANDER, KÖTTBULLAR, BULLERBÜ, PETTERSON UND FINDUS usw. Nun sind wir hier angekommen, freuen uns auf dieses zauberhafte skandinavische Land und wollen mehr erfahren. Um dem Trubel der Großstadt erst einmal zu entkommen, fahren wir Richtung Norden an einen See. Dort gibt es einen Campingplatz, der bereits mit Dauercampern belegt ist und uns leider verschlossen bleibt. Gleich auf der anderen Straßenseite gibt es allerdings einen riesigen Parkplatz und wir entscheiden uns spontan dort zu bleiben. Anbei ist ein Freizeitgelände mit WC und Duschmöglichkeit. Überall gibt es Feuerstellen und sogar gratis Feuerholz. Das klingt doch gut. Noch ist es ruhig, aber das soll sich bald ändern. Es werden zwei anstrengende Tage und Nächte. Es wimmelt von Moskitos – immer wieder Regenphasen – kein Strom und WLAN – auf dem Parkplatz ein ständiges Kommen und Gehen bis in die Nacht – Jugendliche machen Party – der See ist mit Algen verschmutzt, daher Baden verboten. Wir lassen uns nicht entmutigen und machen das Beste daraus.

»Uppsala«

Die Stadt »Uppsala« liegt etwa 20 Kilometer vom Camping-Parkplatz entfernt und lässt ich gut mit dem Fahrrad erreichen. Ideal für einen Tagesausflug mit dem Drahtesel. In der viertgrößten Stadt Schwedens mit über 25 000 Studierenden am Fluss »Fyrisan« gibt es viel Sehenswertes und doch herrscht kein Stress. Alles ist ruhig und entspannt. Überall kleine Bars, einladende Cafés und Restaurants. Wir besuchen den Dom (Domkyrka), radeln hoch zum berühmten Schloss, liegen ein wenig im Stadtpark und kaufen da und dort ein paar Kleinigkeiten ein.

»Sigtuna«

Auf dem Weg Richtung »Stockholm« machen wir einen Zwischenstopp in »Sigtuna«. Das Bilderbuchstädtchen, am See »Mälaren« gelegen, ist es eine Art bewohntes Freilichtmuseum. Sigtuna gilt als die erste Stadt Schwedens und war bereits im 11. Jahrhundert ein Bischofssitz. Wir schauen uns das ehemalige kleine Rathaus mit seiner interessanten Geschichte von innen an, durchstreifen die Kirchenruinen und schlendern durch die malerische Einkaufsstraße.

Auf Verwandtschaftsbesuch in »Vendelsö«

Eine Station auf unserer Reise ist der kleine Ort »Vendelsö«, etwa 20 Kilometer südlich von »Stockholm«. Dort treffen wir entfernte Verwandtschaft von Claudia. Großonkel Franz mit seiner schwedischen Frau Karin und auch die Tochter Katharina mit ihrer Familie. Franz, von Beruf Koch und viele Jahre auf großen Kreuzfahrtschiffen um die Welt unterwegs, hat sich in den späten 1960er Jahren in Schweden niedergelassen. Seine Tochter Katharina spricht perfekt Deutsch und war über die Jahre regelmäßig in Salzburg. In den vergangenen Jahren gab es bereits gelegentlich einen kurzen Kontakt. Als wir dort ankommen, werden wir sehr freundlich empfangen und es gibt beiderseits viel zu berichten. Abends werden wir zweimal liebevoll bekocht und mit schwedischen Spezialitäten verwöhnt. Phantastisch! Am Sonntag fahren wir gemeinsam zu einem wunderschönen Strand an der Ostsee zum Baden. Wir bekommen einige Insider-Tipps für Stockholm und auch für weitere schwedische Sehenswürdigkeiten auf der vor uns liegenden Route. Zudem erfahren wir einiges über landesübliche Gebräuche, Essgewohnheiten und die schwedische Lebensart. Vielen Dank!

»Stockholm«

»Stockholm«, die Hauptstadt Schwedens, wird auch als Inselschönheit auf dem Wasser bezeichnet. Sie verteilt sich auf 14 Inseln zwischen der Ostsee auf der einen und dem See »Malären« auf der anderen Seite. Stockholm, so heißt es, besteht zu einem Drittel aus Wasser, zu einem Drittel aus Gebäuden und zu einem Drittel aus Grünflächen. Unsere schwedischen Gastgeber erklären uns, wie man am besten mit Bus und U-Bahn in die Stadt gelangt und was besonders sehenswert ist. Also dann nichts wie los. Während die baltischen Hauptstädte allesamt noch einen kleinstädtischen, überschaubaren Charakter haben, ist Stockholm eine riesige Metropole, in der es zischt und brodelt. Wir kommen schnell aus der Komfortzone. Überall wird nur noch bargeldlos bezahlt und wenn die Kreditkarte nicht funktioniert, dann bleiben die Schranken geschlossen. Genau das passiert uns einige Male. Vor dem öffentlichen WC steht eine lange Schlange mit bedürftigen Menschen und wir blockieren hier alles. Als ich (Martin) meine Karte hinhalte, piepst es und eine schwedische Stimme ertönt. Keine Ahnung, was die sagt oder von mir will. Öffnen tut sich jedenfalls nichts. Ich wiederhole den Vorgang wieder und wieder, bis mir irgendwann ein Bediensteter die Schranke manuell öffnet. Wahrscheinlich hat mich der Toilettengang zehn Euro gekostet. Willkommen in der »brave new world«. Hoffentlich hat wegen mir keiner in die Hose gepinkelt. Mit zunehmender Verweildauer in der Stadt werden wir dann routinierter. Unser Fußmarsch führt uns zunächst weitläufig über die Künstlerinsel »Södermalm« mit vielen Bars, Restaurants und Galerien. Von einer Anhöhe gibt es einen wunderbaren Blick auf die absolute Downtown und Urzelle der Stadt »Gamla Stan«. Wir überqueren die goldene Brücke und bewegen uns hin und her durch die belebte Altstadt mit dem Königspalast und vielen anderen altehrwürdigen Gebäuden. Stockholm hat durch die Lage auf dem Wasser einen unverwechselbaren Charakter und einen einnehmenden Charme. Unbedingt einmal besuchen! Und Merke: Bargeld brauchst Du keines mitnehmen…

Von »ABBA«…

An einem weiteren Tag besuchen wir in Stockholm die sogenannte Museumsinsel »DJURGARDEN«. Inzwischen bewegen wir uns auch schon viel souveräner durch die High-Tech Stadt als noch zu Beginn. Unser erstes Ziel ist das legendäre »ABBA-Museum«. Über einen QR-Code buchen wir, wie könnte es anders sein, vor Ort die Tickets online. Diesmal klappt es ziemlich reibungslos. Wir sind zwar beide keine euphorischen ABBA Fans, doch sind wir mit der Musik in den 1970er und 1980er Jahren aufgewachsen und viele Hits sind wahre Ohrwürmer. Es ist herrlich bunt dort und wir beamen uns zurück in die Zeit unserer Kindheit. Der Audio Guide hat uns viele interessante Infos rund um die kometenhafte Bandgeschichte zu erzählen. Zudem wird Karaoke gesungen, im »Mamma Mia« Auto gesessen und zu »DANCING QUEEN« getanzt. Das macht wirklich gute Laune. Herrliche eineinhalb Stunden!

bis »VASA«

Ein weiteres Muss auf der Museumsinsel ist das weltberühmte »Vasa-Museum«. Als wir am Nachmittag dort ankommen ist es verhältnismäßig ruhig. In einer riesigen Halle steht im Halbdunkel die »Vasa«. Der Anblick ist atemberaubend und man findet erst einmal keine Worte. Das imposante Kriegsschiff aus dem 17. Jahrhundert ist so hoch wie ein vierstöckiges Haus und zu 98% im Original erhalten. Bereits bei der Jungfernfahrt ist es 1628 unweit der Künste gesunken und wurde im Jahr 1961 wieder geborgen. Seitdem wurde es aufwändig restauriert und präpariert, so dass es der Nachwelt möglichst lange erhalten bleibt. Durch einen 15-minütigen Lehrfilm und eine kurze Führung erfahren wir das Wichtigste rund um das Schiff und seine tragische Geschichte. Wer sich eingehend vertiefen möchte, kann dort viele Stunden verbringen. Jetzt ist uns klar: nicht umsonst ist es das meistbesuchte Museum Schwedens. Absolut faszinierend!

Am »Göta-Kanal«

Nach der Großstadt zieht es uns wieder hinaus auf´s Land. Wir finden einen schönen Campingplatz in der Nähe der Stadt »Motala« am »Vätternsee«. Direkt neben dem Gelände fließt der sogenannte »Göta-Kanal«. Dieser zu Beginn des 19. Jahrhunderts künstlich angelegte, 190km lange Kanal mit 58 Schleusen verbindet Göteborg mit Stockholm und ist eines der größten Bauprojekte Schwedens. Entlang dieses Kanals kann man herrlich Radfahren. Es ist ein sonniger Tag und wir genießen die herrliche Landschaft zwischen roten Schwedenhäuschen, Schafherden und Schleusen. Schiff ahoi!

Symbole für die Ewigkeit

Auf einer Fahrradtour statten wir spontan einem schwedischen Friedhof einen Besuch ab. Wir gehen, wie schon so oft, schweigend an den Gräberreihen vorbei und betrachten die Namen und Inschriften auf den Grabsteinen. Im Reiseführer haben wir bereits gelesen, dass die Religion in Schweden keine maßgebliche Rolle spielt. Die meisten Schwedinnen und Schweden bezeichnen sich als nicht gläubig. Genau das bestätigt sich beim genaueren Hinsehen. Findet man bei uns auf den meisten Grabsteinen ein Kreuz, so finden sich hier zumeist ganz andere Symbole, die den Menschen wichtig sind. Hier eine kleine Übersicht. Wie würde Dein Symbol aussehen?

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