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Litauen

»Wo die Sunn scheint« - ein Roadmovie

Seit Beginn unserer Reise filmen wir immer wieder kleine Sequenzen vom Reisealltag. Irgendwo im spanischen Hinterland entstand dann das Lied: »Wo die Sunn scheint«. Über Ostern haben wir den Song im Studio aufgenommen und dann unsere Videoclips Stück um Stück am Laptop zusammengebastelt. Ein dreieinhalbminütiger Einblick in unser Reiseleben. Viel Spaß damit und gerne auch weiterleiten…

»Flower Power & Sunny Nights«

Auf der Fahrt schüttet es stundenlang wie aus Eimern. Wir erreichen ein Campinggelände mit dem verheißungsvollen Namen »Sunny Nights«. Sunny ist noch nichts, aber das sehr nette Besitzerehepaar weist uns gleich einen passablen Platz zu. Wir verbringen erst einmal zwei Stunden lesend im Auto, um dann bei nachlassendem Regen die Markise auszufahren. Es ist sehr ungemütlich und auch kalt. Zum Glück gibt es einen gemütlichen Aufenthaltsraum mit Küche, so dass wir im Trockenen essen können. Der Gastwirt spendet uns gleich einen Krug mit Most und wir tauschen uns ein wenig aus. Am kommenden Tag scheint die Sonne. Hurra! Wir erkunden die Gegend ein wenig mit dem Fahrrad und genießen diesen herrlichen Platz. Alles ist bunt bemalt und hat einen einnehmenden Hippie-Flower-Power Charme. Es gibt eine große Bühne mit der Aufschrift: »follow the sun«. Im Sommer, so erfahren wir, finden hier auf dem Gelände regelmäßig Musik-Festivals statt. Ich (Martin) setze mich spontan mit der Gitarre auf die Bühne und gebe ein kurzes Privatkonzert für zwei Laufenten, zwei Katzen, einen Säugling und drei Erwachsene. Nach der kleinen musikalischen Kostprobe werden wir prompt eingeladen, wieder zu kommen und dann vor der Festivalgemeinde aufzutreten. Sag niemals nie…! Musiker/innen hergehört - wer ist mit dabei?

»Berg der Kreuze«

Nur ein paar Kilometer von »sunny nights« entfernt liegt der »Berg der Kreuze«, ein Wallfahrtsort und eines der wichtigsten nationalen Heiligtümer Litauens. Der »Berg«, genauer gesagt eine kleine Anhöhe, hat eine lange Geschichte. Es ist ein magischer Ort des Glaubens und auch ein Symbol der nationalen Identität. Bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts begannen die Menschen hier Kreuze aufzustellen. Die Gründe dafür sind vielfältig und für alle Interessierten empfehlen wir eine eigene genauere Recherche. Heute stehen hier, dicht an dicht, Tausende von Kreuzen aller Art: geschnitzt, gedrechselt, groß, klein, schlicht, mit Rosenkränzen behangen, versehen mit Inschriften in vielen Sprachen. Es ist ruhig, als wir auf das Gelände kommen. Neben uns nur ein paar Besucher/innen. Wir gehen schweigend durch diesen Wald an Kreuzen den Hügel hinauf, auf der anderen Seite wieder hinunter und einmal rundherum. Der Eindruck ist schwer zu beschreiben. Einerseits spürt man hier die Ernsthaftigkeit und den tiefen Glauben der Menschen, die hier ihre ganz persönlichen »Kreuze« hinterlassen haben. Jedes Kreuz repräsentiert ein Schicksal oder ein persönliches Anliegen. Gleichzeitig hat die schiere Zahl der Kreuze auch etwas Eigenartiges und Befremdliches. Dieser Wallfahrtsort ist auf jeden Fall beeindruckend, zum Verweilen lädt er uns allerdings nicht ein.

Auf der »Kurischen Nehrung«

Die sogenannte »kurische Nehrung« ist eine 98km lange Halbinsel. Auf der einen Seite die Ostsee, auf der anderen das »kurische Haff«. Die nördliche Hälfte gehört zu Litauen, die südliche zum russischen »Kaliningrad«. Diese außergewöhnliche Landzunge ist an der breitesten Stelle 3,8km und an der schmalsten nur 380m breit. Nach eingehender Recherche erfahren wir, dass man unweit unseres Lagerplatzes mit einer Fähre auf die Nehrung hinüberfahren kann. Allerdings nur einmal am Tag und auch nur am Wochenende. Das passt ja! Wir finden am Samstagmorgen prompt die unscheinbare Anlegestelle und landen samt Fahrrädern nach 90 Minuten in der Kleinstadt »Nida« auf der schmalen Halbinsel. In dem ehemaligen Fischerdorf sind Touristen willkommen, das merkt man sofort. Herausgeputzte Häuser in knallbunten Farben, schmucke Bungalows und Ferienhäuschen, überall Bars und Cafés, Souvenirläden, ein Yachthafen. Alles erinnert ein wenig an die Fraueninsel auf dem Chiemsee. Wir besuchen das »Thomas Mann Haus«, fahren ein Stück mit dem Fahrrad Richtung Norden und besuchen auch die »hohe Düne«, die zweithöchste Düne Europas. Immer wieder sehen wir die sogenannten »Kurenwimpel«. Mit dieser hölzernen Flagge zeigten früher die Fischer am Kurischen Haff ihren Heimathafen an und an den verschiedenen Farbkombinationen konnten die Behörden erkennen, ob der Fischfang auch in der rechtmäßigen Region ausgeübt wurde. Falls nicht, mussten schmerzliche Bußgelder bezahlt werden. Heute sind sie ein beliebtes Touristensouvenir.

An der »Memel«

Wir landen auf einem der schönsten Plätze unserer bisherigen Reise. Fernab vom Trubel, direkt am Fluss »Memel«. Am ersten Abend leistet uns nebenan noch eine Gruppe junger Männer Gesellschaft. Sie sind zum Angeln und zum Feiern hier. An den kommenden Tagen sind wir ganz alleine und genießen die Ruhe und Weite. Flussrauschen. Angeln. Sonnenbaden. Saunabesuch. Natur pur. Herrlich!

»Klaipėda«

Die bedeutende litauische Hafenstadt »Klaipėda« (deutsch: Memel) hat eine sehr bewegte Vergangenheit und war über die Jahrhunderte Spielball vieler Besatzungsmächte. Viele deutsche Urlauber kommen hierher mit der Fähre von »Kiel« aus und starten anschließend ihre Reise durch das Baltikum. Auch ein Besuch der »kurischen Nehrung« bietet sich von hier aus an. Wir bleiben einige Kilometer entfernt auf einem Stellplatz und erkunden die Stadt wie so oft mit dem Fahrrad. Wir finden auch die Skulptur des »Ännchen von Tharau«, die vom Liedermacher »Hannes Wader« besungen wird. Abends schlendern wir noch ein wenig an der Ostseeküste und halten Ausschau nach Bernstein. Für ungeübte Augen gar nicht so einfach…

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Kommentare: 2
  • #1

    Sieglinde (Sonntag, 12 Juni 2022 22:40)

    Immer schön spannend mit euch zu "reisen"❤️

  • #2

    Beate Dieplinger (Mittwoch, 22 Juni 2022 12:54)

    Hallo ihr Zwei !!
    Habe grad euer Reisevideo "Wo die Sunn scheint" angeschaut.
    Vielen Dank dafür.
    Eine tolle Möglichkeit mitzureisen und von daheim aus bewegende Momente sammeln!
    Wunderbar!!!!
    Wünsche euch weiterhin eine gesegnete Reise