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Über »Lissabon« nach Zentralportugal

»Lissabon«

Wir waren inzwischen bereits in vielen großen und namhaften Städten, doch Lissabon ist tatsächlich die erste Hauptstadt, die wir besuchen. Mit ihren ca. 500 000 Einwohner/innen ist es eher eine mittelgroße Stadt, die sich in manchen Vierteln noch ihren dörflichen Charakter bewahrt hat. Wir stehen auf dem riesigen, aber nicht besonders heimeligen Stadtcampingplatz und verbringen einen halben Tag lesend im VW-Bus. Es schüttet wie aus Eimern. Am nächsten Morgen nehmen wir dann den Linienbus in die Innenstadt. Das klappt wieder einwandfrei. Lissabon ist eine hügelige Stadt und so schlendern wir durch die Gassen und teilweise steile Rampen hinauf und hinunter. Immer wieder finden wir schöne Aussichtspunkte und lassen unseren Blick über die Dächer schweifen. Wir sind zu Fuß unterwegs, aber viele Touristen mieten sich ein »TukTuk« und lassen sich damit herumchauffieren. Im Straßenbild sind die blau-weißen »Azulejos« allgegenwärtig. Diese Fliesenkunst stammt bereits aus der maurischen Zeit. Überhaupt sind viele Fassaden mit Fliesen in allen erdenklichen Farben und Mustern verziert. Absolut kultig! Durch die Altstadtviertel rattern die vollbesetzten Straßenbahnen der Linie E28. Von innen eher Sardinenbüchsen, von außen beliebte Fotomotive. Zwei junge Mädels aus Burghausen, die mit einem alten VW-Bus neben uns auf dem Campingplatz stehen, schwärmen über die vielen Spezialitäten, die sie in der Stadt probiert haben. Wir machen den Test und futtern uns durch. Besonders lecker sind die »Pastei de Nata« - mit Puddingcreme gefüllte Törtchen. Außerdem noch etwas Deftiges: die »Pasteis der bacalhau« - mit Käse gefüllte, goldbraun knusprige Fischpflänzchen. Ein beliebtes Souvenir sind auch die vielfarbigen Fischdosen im Vintage-Stil. Sie sind mit Thunfisch oder Sardellenfilets gefüllt und es gibt sie überall zu kaufen. Es ist Sonntag und wir erleben noch etwas Unvorhergesehenes: eine große Prozession mit Heiligenfiguren und Blasmusikkapellen. Was es genau damit auf sich hat, erfahren wir nicht, doch beeindruckend ist es trotzdem. Natürlich werfen wir auch einen Blick in die Kathedrale. Hier ist auch die Geburtsstätte des Heiligen Antonius, der hier sehr verehrt wird. Am Hafen bekommen wir noch Live- Musik vom Feinsten und betrachten in einem Café das muntere Treiben.

Hier korkt es…

Hier noch ein kleiner Nachtrag zum letzten Blog: wie bereits erwähnt ist Portugal bekannt für die einzigartigen Korkeichenwälder. Hier gedeiht ein einzigartiger und nachhaltiger Rohstoff: Kork! Dieses wertvolle Material wird zu allen erdenklichen Produkten verarbeitet und hier in Lissabon haben wir auch jede Menge davon gesehen…

»Cabo da Roca« - am »Westkap« Europas

Es geht weiter an der Atlantikküste Richtung Norden. Wir erreichen den östlichsten Punkt des europäischen Kontinents auf dem Festland: »Cabo da Roca«. Hier liegt das Ende der Welt, glaubten die Menschen noch bis ins 14. Jahrhundert. Als wir dort ankommen, ist der touristische Andrang überschaubar. Ein paar Dutzend Besucher aus aller Welt machen Selfies vor dem steinernen Monument und genießen die Stimmung auf den 140m hohen Klippen über dem tosenden Atlantik. Ein junges, asiatisches Pärchen ist richtig euphorisch und es werden unaufhörlich Fotos in den verschiedensten Posen von diesem besonderen Ort gemacht. Wir nutzen unseren Aufenthalt und machen noch eine gemütliche Rundwanderung direkt vom Leuchtturm Richtung Norden und dann wieder zurück. Auch hier ist die Landschaft umwerfend: überall blühende Pflanzen, steile Klippen, das brausende Meer. Einzigartig!

»Fátima«

Für den nächsten Stopp entschließen wir uns ganz spontan, als wir die Hinweisschilder auf der Autobahn sehen: »Fátima«. Die Stadt, etwa 130km nördlich von Lissabon gelegen, ist der größte Wallfahrtsort Portugals und einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte der Katholischen Kirche. Es wird berichtet, dass im Mai 1917 die Gottesmutter Maria drei Hirtenkindern erschienen sei. Seitdem pilgern jährlich mehrere Millionen Menschen an diesen besonderen Ort. Wir haben schon innere Bilder, als wir uns dem Heiligen Bezirk nähern: Menschenmassen, endlose Verkaufsstände mit Rosenkränzen, Marienstatuen, Bildbänden in allen erdenklichen Sprachen und allen möglichen sonstigen religiösen Gebrauchsgegenständen. Doch es kommt ganz anders. Der Tag hat von Beginn an etwas Surreales. Saharastaub hat den ganzen Himmel in einen sanften Gelbton eingefärbt und alles wirkt wie in »Sepia«. Wir wundern uns schon, als wir auf den riesigen Besucherparkplatz einfahren. Nur vereinzelt ein paar Autos. Als wir den gigantischen Kirchenvorplatz betreten - es ist schließlich der größte der Welt - dasselbe Bild. Ruhe und Stille. Wir sehen vereinzelt Pilger, die sich schlichte Kerzen gekauft haben und diese entzünden. Andere wiederrum sitzen oder knien betend vor der Erscheinungskapelle. Ob man nun an die Wundertätigkeit glaubt oder nicht. Wir erleben hier einen Ort des Friedens, des Gebets und einer großen Verbundenheit über Sprach- Kultur- und Ländergrenzen hinweg. Hier, im Innenbereich, gibt es keinen Kommerz; die besagten Läden findet man in der Innenstadt. Wir besuchen die neue Basilika zur Heiligsten Dreifaltigkeit. Sie ist mit ihren fast 9000 Sitzplätzen die viertgrößte Kirche der Welt und der größte Kirchenneubau des 21. Jahrhunderts (2009). Das Innere der kreisrunden Basilika wirkt mit ihren 125m Durchmesser und 18 Metern Höhe eher wie ein gewaltiger Audienzsaal. Alles ist sehr schlicht gehalten. Der Altarraum in meerweißem, der Boden in beigefarbenem Kalkstein. Vorne dominiert ein riesiges goldenes Altarbild mit einer überlebensgroßen bronzenen Christusfigur. Wir überqueren den großen Platz, vorbei an dem 34 Meter hohen, bizarren Eisenkreuz und besuchen auch die alte Basilika auf der gegenüberliegenden Seite. Schließlich erwerben wir auch ein paar Kerzen und entzünden sie im dafür vorgesehenen Bereich. Anlässe dazu gibt es ja genug. Zwei Ordensschwestern wollen noch ein Portrait vor der Basilika. Da hilft man doch gerne!

Der »Convento de Cristo in Tomar«

Wir steigen wieder ins Auto und fahren weitere 35km Richtung Nordosten. Der Himmel ist weiterhin trüb vom Staub in der Atmosphäre und alles erscheint unwirklich. Auf der Straße sind kaum Autos unterwegs und auch die Menschen scheinen sich versteckt zu haben. Das nächste Ziel ist der »Convento de Cristo in Tomar«, eine ehemalige Wehr-Klosteranlage der Tempelritter aus dem zwölften Jahrhundert. Eben noch an einem lebendigen Wallfahrtsort, sind wir nun wieder in einem eher düsteren Kapitel der Kirchengeschichte angelangt: die Zeit der Templer. Hier sollten sich die von den erfolgreichen Kreuzzügen zurückkehrenden Ritter niederlassen und den König bei der »Reconquista« unterstützen. Die absolut sehenswerte und noch sehr ursprünglich erhaltene Anlage ist seit 1983 UNESCO Weltkulturerbe und bei diesem sonderbaren Licht wirkt alles so, als wäre man mitten in einem Fantasiefilm. Wir bewundern das Portal, das Fenster im »manuelinischen« Stil, den Kreuzgang und die faszinierende Klosterkirche im Zentrum. Ein freundlicher Museumsangestellter gibt uns noch einen Crashkurs über die wichtigsten historischen Hintergründe rund um das Bauwerk. Bitte beachten: die Fotos sind unbearbeitet und ohne Filter…

In der »Serra da Lousã«

Drei Tage ist der Himmel überzogen und vom Saharastaub eingetrübt, dann ist es endlich vorbei. Die Sonne scheint wieder! Wir haben derweil einen Campingplatz im kleinen Örtchen »Gois« am Rande der »Serra da Lousa«, einem Ausläufer des Iberischen Scheidegebirges, gefunden. Ringsherum ragen hohe Berge auf und es ist auch deutlich kühler als an der Küste. Die Landschaft erinnert tatsächlich ein wenig an unser Voralpenland. Alles ist grün und üppig. Ein paar Gehminuten entfernt mäandert ein idyllisches Flüsschen und es gibt sogar Bademöglichkeiten. Noch ist es zu kalt, aber im Sommer soll es ein beliebtes Urlaubs- und Erholungsgebiet sein. Wir sind zu dieser Jahreszeit die einzigen Gäste auf dem städtischen Campingplatz und machen es uns gemütlich. Wir wandern am Fluss entlang und genießen die Abgeschiedenheit in der Natur.

Unser Auto und auch die Fahrräder sind noch immer mit einer ordentlichen Schicht rötlichem Staub bedeckt, daher ist das nächste Ziel auch schon klar: eine Waschanlage! Gesagt, getan…

Das Auto blitzt wieder und es geht weiter.

»Coimbra«

Unser nächstes Ziel ist die altehrwürdige Universitätsstadt »Coimbra«, auch als Stadt der Liebe bekannt. Wir parken diesmal am Stadtrand und marschieren dann ganz entspannt über den »Rio Mondego« in die Innenstadt. Ein Saxophonspieler lockt uns an, wir genehmigen uns erst einmal einen Kaffee und lauschen ein wenig seinen Melodien. Dann steigen wir über steile, verwinkelte Gassen ganz hinauf zum Wahrzeichen der Stadt: Die Universität! Am höchsten Punkt, wo sonst Kathedralen oder Königspaläste stehen, thront die »Universidade«. Sie ist bereits seit dem 16. Jahrhundert in Betrieb und einige der klügsten Köpfe Portugals haben dort studiert. Ein besonderes Markenzeichen sind die schwarzen Umhänge der Studierenden, die unweigerlich an Harry Potter erinnern. Auf dem Campus erstehen wir Tickets für besonders sehenswerte Bereiche und Winkel der Hochschule. Wir bewundern den großen, prächtig dekorierten Festsaal »Sala dos Capelos«, in dem bis heute die Doktorandenprüfungen stattfinden. Der Weg führt uns in die barocke »Capela Sao Miguel« aus dem 18. Jahrhundert sowie in die pompöse »Biblioteca Joanina« mit goldenen Dekors, Emporen und meterhohen Bücherregalen. Man glaubt, man ist mitten in der Schule für Zauberei in »Hogwarts« - keine Übertreibung! Leider ist dort das Fotografieren verboten. Und weil wir schon einmal da sind, genehmigen wir uns noch ein Bierchen auf der Terrasse der Uni-Mensa, wo wir den Altersdurchschnitt merklich anheben. Hier oben über der Stadt hat man einen herrlichen Ausblick und wir fühlen uns gleich um Jahre jünger.

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Kommentare: 2
  • #1

    Karin (Samstag, 19 März 2022 15:36)

    Herrlich ��☀️

  • #2

    Ursi (Samstag, 19 März 2022 16:32)

    Vielen Dank für die wunderbaren15 Minuten Lesezeit�Bussi