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Am Golf von Korinth

»Reiseimpressionen in Mittelgriechenland«

Was fällt Dir ein, wenn Du spontan an Griechenland denkst? Strand, Meer, Philosophen, Demokratie…? Ganz richtig! Als wir so gemächlich über Mittelgriechenland Richtung Süden fahren, entdecken wir noch ganz andere Seiten, die uns bisher nicht bekannt waren.

Links und rechts am Straßenrand sehen wir eine Unmenge von weißen Knäueln, die aussehen wie weggeworfene Papiertaschentücher. Aber so viele? Das kann eigentlich nicht sein. Durch einen vor uns fahrenden Laster löst sich das Rätsel: Baumwolle! Jetzt sehen wir es auch. Überall Baumwollfelder. Und die lose Baumwolle fällt halt teilweise beim Transport vom LKW.

Wir fahren viele Bergpässe rauf und runter. Es ist insgesamt sehr gebirgig. Einmal nicht richtig auf das Navi geschaut, schon haben wir eine Abfahrt übersehen. Die alternative Route führt uns über Nebenstraßen direkt in ein Gebiet, das vom Waldbrand heimgesucht wurde. Der Brand dürfte schon vor einigen Wochen gewütet haben, aber die Stimmung ist immer noch erdrückend. Wir steigen aus und der Geruch von Kohle liegt noch in der Luft! Solche Bilder kennen wir eigentlich nur aus dem Fernsehen. Doch da und dort spitzt schon wieder etwas Grünes zwischen den verkohlten Stümpfen hervor.

In der Gegend von Mykene sehen wir sie zum ersten Mal: Orangenplantagen! Ein herrlicher Anblick, auch wenn die Früchte noch ein wenig brauchen, bis sie geerntet werden können. Beeindruckend sind auch die Olivenhaine, die sich wie ein silbern schimmerndes Meer in die Landschaft strecken.

Überall wo wir unser Camp aufschlagen sind die Leute sehr freundlich und zuvorkommend. Insgesamt, so kommt es uns vor, herrscht hier ein ruhigerer, beschaulicherer Modus als bei uns zu Hause.

»Antike Stätten«

Gleich vorweg: wir schreiben hier ja keinen Reiseführer und alle geschichtlich oder geografisch relevanten Daten und Infos zu den antiken Stätten und Sehenswürdigkeiten findet man heute ohnehin spielend leicht im Internet. Wir berichten einfach von unseren ganz eigenen Eindrücken. Wer sich also für die historischen Details interessiert, der schaut am besten bei »Wikipedia« oder wälzt entsprechende Fachliteratur.

Mit einigen griechischen Ortsnamen sind wir bereits vertraut und kennen sie von den Missionsreisen des Apostels Paulus im Neuen Testament. Viele andere Stätten und Namen aus der griechischen Mythologie haben wir irgendwo schon einmal gehört, jedoch nur eine vage Vorstellung, was sich dahinter verbirgt.

»Das Orakel von Delphi«

»Delphi« ist heute ein unscheinbares Dorf mit gerade einmal 2400 Einwohnern und lebt vom Tourismus. Das war in der Antike ganz anders. Damals galt es als Mittelpunkt der Welt. Der Grund für Ruhm und Reichtum Delphis war sein Orakel. Apollon, der Gott der Schönheit und des Lichts, aber auch der Musik und Dichtkunst, sprach durch den Mund der Pythia zu den Menschen, die von ihm Rat und Weissagung erbaten. Hier versammelte sich alles, was Rang und Namen hatte. Delphi liegt nördlich des Golfs von Korinth auf etwa 700m auf einer Berglehne. Wir wandern, wie damals die Pilger, vom nahegelegenen Campingplatz ca. 45 Minuten zu Fuß den antiken Pfad hinauf zum Museum und zur Ausgrabungsstätte. Das ganze Gelände strahlt noch immer eine große Faszination aus. Man hat einen wunderbaren Blick auf das 15 Kilometer entfernte Meer und es weht eine angenehme Brise. Der Himmel tiefblau. Wir lesen uns durch die Schautafeln und bewundern die Ausgrabungsstücke, die von einer großen religiösen und kulturellen Vergangenheit zeugen.

Und falls Du mal in diese Gegend kommst: der Campingplatz mit Taverne und Pool ist wirklich super!

Das Kloster »Osios Loukas«

Nicht weit von Delphi, völlig einsam in grüner Hügellandschaft, findet sich bereits eine weitere Sehenswürdigkeit: »Osios Loukas«, eines der drei bedeutendsten byzantinischen Klöster in Griechenland. Der Eremit »Loukas von Steiris« gründete dort bereits im 10. Jahrhundert eine Einsiedelei, auf der später das Kloster errichtet wurde. Wir besichtigen die Anlage mit den 1000 Jahre alten Mosaiken und Fresken und erfahren einiges über das Leben der Mönche. Besonders die Christusdarstellungen als Weltenherrscher sind, wie in vielen anderen orthodoxen Kirchen, sehr beeindruckend. Anschließend genießen wir einen griechischen Kaffee im Klostergarten und bekommen als kostenlose Beigabe noch XXL Kokosmakronen dazu.

»Das antike Korinth«

Wir sind uns zunächst nicht sicher. »Korinth« - ist das nur eine archäologische Ausgrabungsstätte oder gibt es auch eine Neustadt dieses Namens? Schnell gegoogelt und schon ist das geklärt. Es gibt beides. Die Neustadt interessiert uns nicht, denn zwei schwere Erdbeben haben die Stadt 1858 und 1928 zerstört. So ist kaum etwas von der alten Bausubstanz erhalten geblieben. Anders das archäologische »Alt-Korinth«. Der Apostel Paulus besuchte auf seinen Reisen durch den gesamten Mittelmeerraum die Stadt in den Jahren 51/52 n. Chr. und blieb dort achtzehn Monate lang, um den christlichen Glauben zu verbreiten. Die Korinther-Briefe im neuen Testament der Bibel belegen seine Bemühungen um die Verbreitung seines Glaubens. Korinth war damals auch durch seinen ausgedehnten Handel im gesamten Mittelmeerraum multikulturell und multireligiös geprägt. Noch heute ist die Rednertribüne an der Agora der antiken Stadt Korinth zu erkennen, von der aus Paulus seinen Glauben verkündet haben soll. Wir besuchen wieder Museum und die Ausgrabungsstätte mit Tempeln, Säulenhallen, Marktschänken sowie einer antiken Shopping-Mall und träumen uns in Gedanken zweitausend Jahre zurück. Herrlich!

Die »Alman« Story

Zugegeben: die meisten Nächte verbringen wir auf Campingplätzen und genießen den dortigen Komfort einer heißen Dusche, Strom, W-LAN usw. In Griechenland darf man überall frei stehen und übernachten. So zieht es uns auch hin und wieder an eine einsame Bucht, frei vom touristischen Getümmel.

Wir überqueren hohe Berge und finden nach vielen kurvenreichen Kilometern eine herrlich abgelegene Bucht am Golf von Korinth. Es ist eine Gegend, in der angeblich die reichen Athener ihre Villen haben.

An einem kleinen Fischerhafen finden einen perfekten Stellplatz für unseren VW-Bus und schaffen es mithilfe unserer mitgebrachten Keile, das Gefährt eben hinzustellen. Außer uns sind nur ein paar griechische Angler unterwegs, die uns freundlich grüßen.

Ein paar Treppen vom Auto entfernt liegt eine idyllische Badebucht nur für uns alleine. Das  Wasser ist glasklar und angenehm warm. Wir genießen die Ruhe fernab des Trubels.

Wir setzen uns auf die Bank am Strand und stoßen mit einem eisgekühlten, griechischen Bier auf diesen perfekten Abend an.

Wir bewundern das Farbenspiel des Sonnenuntergangs und sind ganz verzaubert. Wie geil ist das denn...

 

DOCH DANN....

Wir hören PKW Geräusche, dann zugeschlagene Autotüren und Stimmengewirr von Kindern und Erwachsenen:

"...Ne kuck doch mal - wir gehen immer zum linken Strand - da gibt es nämlich auch eine Treppe..."

"...die Jungs machen noch Fotos für INSTA...".

Wir sitzen wie versteinert auf unserer Bank und werden von zwei Hamburger Familien mit Jugendlichen und Kleinkindern auf griechisch begrüßt: "Kalispera"!

Wir antworten mit einem reservierten "Hallo zusammen!"

Mit der Idylle ist es schlagartig vorbei. Es wird pausenlos hochdeutsch geschnattert, die Kinder graben im Kies und die Jugendlichen machen Selfies. Prima!

Auf Nachfrage erfahren wir, dass in Hamburg bereits Herbstferien sind und diese Familien hier ein Ferienhaus besitzen.

Als es ganz dunkel ist, zischen sie so schnell ab, wie sie gekommen sind. Wir köpfen daraufhin noch ein Fläschchen Wein...

Am nächsten Tag wieder ein herrlich ruhiges Frühstück...

That´s Life...

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Karin schrödl (Freitag, 08 Oktober 2021 13:52)

    Hallo ihr zwei toll eure Bilder bitte weiter so. Schickt mal ein paar Sonnenstrahlen und Wärme.�☀️

  • #2

    Andrea Kindsmiller (Montag, 18 Oktober 2021 22:28)

    Liebe Claudia, lieber Martin,
    vielen Dank für die wunderschönen Eindrücke von eurer Reise! Ich selbst war auch in Studienzeiten ähnlich wie ihr auf der Peloponnes unterwegs und genieße diesen Abschnitt eurer Reise daher ganz besonders!
    Herzliche Grüße und weiterhin eine schöne und unbeschwerte frohe Reise!
    Andrea