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Walachei und Schwarzmeerküste

Schlammvulkane

Um dem unbeständigen Wetter zu entkommen, entschließen wir uns, die Karpaten zu überqueren – und siehe da: gleich zehn Grad wärmer und sonnig. Unsere Fahrt führt uns kurvenreich durch die hügelige »Walachei« in eine fast menschenleere Gegend. Dort wollten wir immer schon mal hin und unweigerlich müssen wir an den Jugendroman »Tschick« von Wolfgang Herrndorf denken. Als wir schon glauben, wie hätten uns verfahren, taucht unser Zielort auf: »Muddy Camping«. Im Vergleich zum geschäftigen Siebenbürgen mit vielen Ortschaften und Städten strahlt diese herrliche Landschaft eine bezaubernde Ruhe aus. Wilde Obstbäume und überall die orangen Sanddornfrüchte. »Entschleunigung« ist hier Programm. Die Campingplatzbetreiber sprechen kein - oder nur ein sehr überschaubares Englisch, doch wir fühlen und pudelwohl und bekommen alles, was wir brauchen. Die rumänische Campingplatz Mama, die auch Claudia heißt, kocht für uns auf. Es ist schlichtweg ein Ort zum Wohlfühlen und Entspannen. Den nächsten Tag nutzen wir, um unsere Wäsche zu waschen. Wir wandern zur nahegelegenen, namensgebenden Attraktion: den »Schlammvulkanen« und auch durch die angrenzende Hügellandschaft und genießen die wunderbare Natur.

Murighiol

Wir verbringen drei Nächte in Murighiol. Es ist einer der letzten größeren Orte im Donaudelta, die noch mit dem PKW befahren werden können. Eben noch hatten wir die ruhige und weite Natur um uns – jetzt finden wir uns auf einem Mini-Campingplatz mit sechs bis acht Stellplätzen in einem privaten Garten wieder. Frühmorgens erschallt regelmäßig ein ohrenbetäubendes Konzert von krähenden Hähnen aus dem eigenen sowie den umliegenden Gärten, die sich scheinbar auf diese Weise bestens unterhalten - »Chicken-Chat« quasi. Wir machen eine kurze Radtour und erkunden wandernd die Gegend. Über unsere Eindrücke im Donaudelta werden wir eigens berichten.

Schwarzmeerküste in Rumänien

Auf dem Campingplatz bekommen wir einen Geheimtipp: Frei stehen an den wilden Stränden von »Vadu«. Wir finden schnell in die entsprechende Gegend und wundern uns, dass unser NAVI für die verbleibenden sechs Kilometer bis zum Strand 30 Minuten veranschlagt. Schnell wird uns klar, warum das so ist. Wir fahren zunächst noch auf einer Asphaltstraße. Schritttempo im Zickzackkurs ist angesagt. Die Schlaglöcher sind enorm und immer wieder gibt es Stellen, wo sich die Asphaltplatten übereinander geschoben haben und spitzzackig in die Höhe ragen. Ob dafür die Bodenfreiheit unseres biederen VW-Bus reicht? Vor meinem inneren Auge sehe ich bereits den Kranwagen, der uns aus dem Schlamassel wieder befreit. Auf einer sandigen Buckelpiste mit Wasserlöchern geht es weiter Richtung Ziel. Nach der besagten Zeit und einem signifikant erhöhten Adrenalinspiegel erreichen wird schließlich den Strand - wir sind zunächst sprachlos. Kilometerlang weißer Sand und das schäumende »Schwarze Meer« direkt vor uns. Wind, Sonne, Seevögel und überall Muscheln.

Wir stellen das Fahrzeug zwischen niedrige Dünen und sehen aus unserem Heck direkt auf´s Meer hinaus, quasi Schlafzimmer mit Meerblick. Am Abend spazieren wir noch zu einem nahegelegenen Lokal und essen gegrillten Fisch.

Wir fahren die rumänische Schwarzmeerküste bis kurz vor die bulgarische Grenze. Die großen Touristenstrände in »Constanta« lassen wir links liegen. Wir kommen nach »Vama Veche« - auch ein Insidertipp. Der Ort hat ein Flair wie das italienische »Bibione« – nur wie vor 30 Jahren. Hier begegnen uns Junge und Junggebliebene, Althippies und Straßenmusiker. Die zahlreichen Geschäfte an der Uferpromenade, die noch nicht geteert ist, verkaufen gebatikte Klamotten aller Art und handgemachten Schmuck. Es hat alles ein wenig Festivalcharakter.

Jetzt geht es weiter nach Bulgarien.

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